Fahrradtour Nagold - Enz - Neckar Pfingsten 2018

 


Die verlängerten Wochenenden im Mai wollten wettermäßig zunächst einfach nichts werden. Auch für Pfingsten waren die Wettervorhersagen, insbesondere für den Schwarzwald, ziemlich durchwachsen. Ich wollte aber endlich mal wieder raus und habe es letztlich nicht bereut.

Nach einigem Suchen fand sich eine Strecke, die im Wesentlichen neu war. Mit dem Zug ging es zunächst nach Pforzheim, dort zur Mündung der Nagold in die Enz und von dort hinein in den Schwarzwald und hinauf bis zur Quelle. Eigentlich mündet die Enz in die Nagold, da die Nagold bis zum Zusammenfluss länger und wasserreicher ist.
Aus irgendwelchen Gründen hat man es aber mal anders gemacht. Etwas Ähnliches gibt es übrigens mit Werra und Fulda. Werra und Wesera sind nämlich zwei Schreib-weisen desselben Flusses, der also bei Hannoversch Münden seinen Namen nicht lässt, sondern nur ändert.

Die Vorplanung der Strecke habe ich wie immer Hilfe des Tourenplaners von Komoot gemacht. Der gesamte Streckenverlauf kann durch entsprechendes Anklicken angesehen werden. Wie immer weichen die gefahrenen Kilometer etwas von den Plankilometern ab. Die Gesamtlänge der Tour betrug 230 km. Die Klammerangaben sind Höhenmeter. 
 

1. Tag: Anreise nach Pforzheim und Fahrt über Calw und Nagold bis Altensteig 73 km   

Zunächst ging es mit dem Zug von Göppingen nach Pforzheim. Dort angekommen musste ich ein Fahrradgeschäft aufsuchen, welches mir eine verloren gegangene Schraube des Gepäckträgers ersetzte, bevor es wirklich los ging. Das Wetter war entgegen der ursprüng-lichen Vorhersage mit Ausnahme eines Nieselregens am Morgen des zweiten Tags durchgehend heiter bis wolkig.

Pforzheim (261) hatte das Pech, im Februar 1945 von der Royal Air Force  fast komplett in Schutt und Asche gelegt zu werden und ist städtebaulich nicht sonderlich reizvoll. Lediglich die ehemaligen Gelände einer Gartenschau machen die Stadt in Flussnähe etwas ansprechend. Der Radweg führt, meist asphaltiert, die meiste Zeit dicht am Fluss entlang, ist also ein echter Flussradweg. Schon unmittelbar nach Pforzheim wird es sehr idyllisch und das Tal wird, da rechts und links Schwarzwald, enger und schlängelt sich dahin. Nun fährt man immer flussaufwärts auf dem Nagoldradweg zunächst bis Bad Liebenzell (320). Es handelt sich um einen kleinen Kurort mit den Resten einer Burg oben am Berg. Weiter ging es nach Calw (347). In Calw sollte man unbedingt in die Innenstadt fahren, die einiges an Fachwerk zu bieten hat. Die Mittagspause verbrachte ich bei einem Radler, Kässpätzle und in Gesellschaft einer netten Lady, die aus der Ferne angereist war, um Ihre Eltern in Calw zu besuchen. Weiter ging es durch das schöne Flusstal nach Wildberg (395). Dort trübte es ein, wurde ziemlich frisch und so wärmte ein Tasse Kaffee samt Erdbeerkuchen ein wenig von innen.

Allmählich weitete sich das Tal und ich kam nach Nagold (411). Die Stadt hat eine ahnsehnliche Innenstadt mit Fachwerk und am Fluss ein schön gestaltetes, ehemaliges Gartenschaugelände. Vom Berg grüßt die Burgruine Hohennagold. Inzwischen war auch die Sonne wieder zum Vorschein gekommen und so ging es weiter. Unterwegs fuhr ich an der Nonnenwald-Brücke vorbei Bei diesem kleinen Brückchen, erbaut 1891, handelt es ich um eine der ersten Stahlbeton bzw.                                                                                                                                               evang. Stadtkirche Pforzheim

Monier-Brücken in Württemberg. Charles Monier (*1823 in Frankreich), war eigentlich Gärtner und kam auf die Idee, seine Zementblumentöpfe mit Eiseneinlagen zu verstärken. Das ließ er sich glücklicherweise patentieren und seitdem gibt es Moniereisen oder Monierbeton.
                                                                                                                                                           

                           



                       Innenstadt Nagold

Kurz darauf passierte ich ein kleines, altes Elektrizitätswerk mit einer ganzen Kolonie Gartenzwerge. Es zeigte sich wieder mal, dass man auf einer Radtour bedeutend mehr sieht, als wenn man mit dem Auto durch die Gegend fährt.

Im schönsten Sonnenschein erreichte ich am Abend dann Altensteig (504). Hier freute ich mich wieder mal so richtig über das Motörchen unter meinem Hinterteil. Die echt tolle, mittelalterliche Altstadt samt Burg liegt nämlich hoch oben über dem Tal am Berg. Glücklicherweise war auch mein Hotel, das Engel, oben in der Altstadt und so konnte ich mir nach dem üblichen Frischmachen in Ruhe Burg und Altstadt ansehen und genoss in meinem Hotel (Italiener) ausgezeichnete, hausgemachte Ravioli mit Steinpilzen. Der Übernachtungspreis mit Frühstück war mit € 45,00 auch i.O. Die Wirtin ist übrigens eine Show: Feuerrote Haare, Latzhose im Pipi-Langstrumpf-Look!

 

 

 

                                                                                                                                                    
                                                                                                                                                 Altes E-Werk

 

 

 
                   
                       Altensteig Schloss

 

2. Tag: Altensteig - Vaihingen (Enz) 106 km   

Am nächsten Morgen war wettermäßig erst mal Schluss mit lustig. Es hatte nachts schon heftig geregnet, die Temperatur war runtergegangen und auch während des Frühstücks regnete es munter weiter.
Als ich dann startete, war es nur noch ein leichtes Nieseln, aber Regensachen waren erforderlich. So blieb ich dann auf der praktisch leeren Bundesstraße und vermied den parallel im Wald verlaufenden und vermutlich recht verschlammten Waldradweg. An der Nagoldtalsperre hörte die Regnerei dann aber auf.
Die Talsperre wurde zwischen 1965 und 1970 erbaut, nachdem ein Hochwasser in den 50ern die Unterstadt Altensteigs im Tal komplett unter Wasser gesetzt hatte. (1990 gab es trotz Talsperre erneut Hochwasser!).


Nachdem der Anstieg im Tal bis dahin recht gemächlich war, ging es nun doch etwas steiler nach oben, bis ich dann kurz hinter Urnagold im Wald die Nagoldquelle (814) erreichte.
Das obligatorische Zielfoto durfte natürlich nicht fehlen.

Nun ging es hinüber und hinunter ins Enztal. Der Radweg ist auch hier vom Feinsten und asphaltiert. Leider fehlt am Weg ein Hinweis auf die Enzquelle, oder ich habe diesen übersehen. Auf diese Weise fuhr ich bei Enzklösterle (590) mit Schwung an der Quelle vorbei und weiter bergab bis Bad Wildbad (425). Die Stadt ist eine seltsame Mischung aus Kurbadcharme der Gründerzeit und Stahlbetonsünden der Neuzeit. Vielleicht lag es ja auch nur am immer noch grauen und trüben Wetter. Gefallen hat´s
mir jedenfalls nicht. Dafür fand sich an der Talstation der Seilbahn
ein ausgezeichneter Kroate fürs Mittagessen.                                                                           
                                                                                                                                                Nagoldquelle

                                                                                                                           
Dabei fiel mir auf, dass die Jugoslawen (so hieß das früher) etwa im Gegensatz zu den Italienern oder Griechen (gemeint sind immer die Lokale :-) ) bei uns ziemlich rar geworden sind. 

Ab Bad Wildbad ist die Radstrecke dann landschaftlich nicht mehr so reizvoll. Es reiht sich doch in ziemlich dichter Folge ein nicht besonders erwähnenswertes Örtchen an das andere. Netterweise führt das letzte Stück zwischen Neuenbürg und Pforzheim dann noch einmal sehr schön im Wald die Enz entlang.

                           
                            Bad Wildbad


In Pforzheim angekommen gönnte ich mir erst mal einen Cappucino und überlegte, was zu tun war. Geplant war die Tour ja bis zur Einmündung der Enz in den Neckar bei Besigheim. Der Himmel über mir war aber immer noch grau, auch wenn es etwas aufhellte. Also: Weiterfahren oder Bahnhof?
Ein Blick in Wettercom zeigte mir, dass der nächste Tag sehr sommerlich werden sollte, also fuhr ich weiter flussabwärts. Das Enztal ist hier nun ziemlich weit und wie schon gesagt nicht so reizvoll, aber man ist, wie immer beim Radfahren, an der frischen Luft und bewegt sich und darauf kommt es letztlich an!

In Mühlacker (240) hatte ich eigentlich vorgehabt, zu übernachten. Das
einzig auffindbare Hotel im Stadtzentrum war aber geschlossen und so entschloss ich mich, bis Vaihingen (217) in die Abendsonne hineinzuradeln.
Dort gestaltete sich die Hotelsuche
etwas schwierig. Entweder es war ausgebucht, Pfingsten eben, oder das Hotel war keines mehr. Schließlich landete ich in den Ratsstuben direkt am Marktplatz und das für überraschend günstige € 39,00 mit Frühstück!
Nach dem Abendessen bummelte ich noch ein wenig über den
dortigen Rummel, die Vaihinger haben nämlich wie die Göppinger auch einen Maientag. Und der hat es in sich:
Am Pfingstsonntag, morgens um 6:00 Uhr marschiert die Musikkapelle mit lautem Rumtata durch die Stadt und schmeißt alle aus den Betten! Ich dachte erst, meine Uhr geht falsch, aber es war tatsächlich 6:00 Uhr morgens!

 

 

Vaihingen selbst ist wieder recht sehenswert. Ein Schloss oben am Berg, Stadtmauer, Stadttürme und viel alte, gut renovierte Bausubstanz.

 

                                                                                                                                              
                                                                                                                                 Vaihingen Schloss Kaltenstein                                        Vaihingen Stadtturm
 

3. Tag:Vaihingen - Marbach 51 km
 

 

 

 

Als nächsten, erwähnenswerten Ort erreicht man Bietigheim (121).
Sehr beeindruckend ist dort das Eisenbahnviadukt über
das Enztal und auch der Ort selbst ist schön anzusehen. Das Enzufer hat man als Park gestaltet, mit Wasserspielen (anklicken!) etc., also alles recht sehenswert.

 





 

 


                Eisenbahnviadukt Bietigheim                                  Stadttor Bietigheim

 

 


Nach einem Abstecher durch die Innenstadt ging es weiter nach Besigheim (202), dessen Altstadt auf einer Anhöhe zwischen Enz und Neckar liegt und ebenfalls sehr sehenswert ist. Zunächst radelte ich zur Enzmündung, die, da am Ufer reichlich Buschwerk vorhanden, kaum zu sehen ist. Dafür befindet sich direkt daneben der sogenannte "Felsengarten", ein Steilhang-Weinbaugebiet, Kennern württem-bergischer Tröpfchen ein Begriff :-) !
Anschließend ging es hoch in die schöne Altstadt. Ein Abstecher zur dortigen Burg und dann, es war Mittag, hinein in ein nettes Lokal in der Innenstadt bzw. den dortigen "Straßengarten". Obwohl Alkohol zum Mittagessen bei mir immer eine extrem beruhigende Wirkung hat, konnte ich es mitten in einer Weingegend dann doch nicht lassen, ein lokales Viertele zum Essen zu genießen.
                     

                    Felsengarten Enzmündung                                                                                                                                                           Rathaus Besigheim



Entsprechend gemütlich begab ich mich auf den letzten Teil meiner Tour, den Neckar entlang zwischen Weinbergen bis zur Schillerstadt Marbach (224). Es war schon den ganzen Tag sommerlich angenehm und eigentlich hatte ich noch eine  Badepause mit einem Mittagschläfchen (das Viertele!) einlegen wollen. Ich passierte unterwegs auch ein Freibad und machte den Fehler, dort nicht zu halten. In Marbach angekommen teilte man mir nämlich mit, dass es dort schon seit vielen Jahren oder Jahrzehnten kein Freibad mehr gebe, welches einst am Neckar lag. Nun ja, Pech gehabt. Also gab es oben in der sehenswerten Altstadt noch ein Stück Torte und dann ging es ab zum S-Bahnhof und über Stuttgart mit dem Zug zurück nach Göppingen.

So liebe Radlerfreunde, das war mein Bericht über meine kleine Pfingsttour.


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