Die verlängerten Wochenenden im Mai wollten
wettermäßig zunächst einfach nichts werden.
Auch für Pfingsten waren die Wettervorhersagen, insbesondere für den Schwarzwald,
ziemlich durchwachsen. Ich wollte aber endlich mal wieder raus und habe es
letztlich nicht bereut.
Nach einigem Suchen fand sich eine Strecke, die im Wesentlichen neu war. Mit dem Zug ging es
zunächst nach Pforzheim, dort zur Mündung der Nagold in die Enz und von dort
hinein in den Schwarzwald und hinauf bis zur Quelle. Eigentlich mündet die Enz
in die Nagold, da die Nagold bis zum Zusammenfluss länger und wasserreicher ist.
Aus irgendwelchen Gründen hat man es aber mal anders gemacht. Etwas Ähnliches
gibt es übrigens mit Werra und Fulda. Werra und Wesera sind nämlich zwei
Schreib-weisen desselben Flusses, der also bei Hannoversch Münden seinen Namen
nicht lässt, sondern nur ändert.
Die Vorplanung der Strecke
habe ich wie immer Hilfe des Tourenplaners von
Komoot gemacht. Der gesamte
Streckenverlauf kann durch entsprechendes Anklicken angesehen
werden. Wie immer weichen die gefahrenen Kilometer etwas von den Plankilometern
ab. Die Gesamtlänge der Tour betrug 230
km.
Die Klammerangaben sind Höhenmeter.
1. Tag:
Anreise nach Pforzheim und Fahrt über Calw und Nagold bis Altensteig 73 km
Zunächst
ging es mit dem Zug von Göppingen nach Pforzheim. Dort angekommen musste ich
ein Fahrradgeschäft aufsuchen, welches mir eine verloren gegangene
Schraube des Gepäckträgers ersetzte, bevor es wirklich los ging. Das Wetter war
entgegen der ursprüng-lichen Vorhersage mit Ausnahme eines Nieselregens am Morgen
des zweiten Tags durchgehend heiter bis wolkig.
Pforzheim (261) hatte das Pech, im Februar 1945 von
der Royal Air Force fast komplett in Schutt und Asche gelegt zu werden und
ist städtebaulich nicht sonderlich reizvoll. Lediglich die ehemaligen Gelände
einer Gartenschau machen die Stadt in Flussnähe etwas ansprechend. Der Radweg
führt, meist asphaltiert, die meiste Zeit dicht am Fluss entlang, ist also ein
echter Flussradweg. Schon unmittelbar nach Pforzheim wird es sehr idyllisch und
das Tal wird, da rechts und links Schwarzwald, enger und schlängelt sich dahin. Nun fährt man immer flussaufwärts auf dem
Nagoldradweg zunächst bis Bad Liebenzell (320). Es handelt sich um einen
kleinen Kurort mit den Resten einer Burg oben am Berg. Weiter ging es nach
Calw (347). In Calw sollte man unbedingt in die Innenstadt fahren,
die einiges an Fachwerk zu bieten hat. Die Mittagspause verbrachte ich bei einem
Radler, Kässpätzle und in Gesellschaft einer netten Lady, die aus der Ferne
angereist war, um Ihre Eltern in Calw zu besuchen. Weiter ging es durch das schöne Flusstal
nach Wildberg (395). Dort trübte es ein, wurde ziemlich frisch und so
wärmte ein Tasse Kaffee samt Erdbeerkuchen ein wenig von innen.
Allmählich weitete sich das Tal und ich kam nach
Nagold (411). Die Stadt hat eine ahnsehnliche Innenstadt mit Fachwerk und am
Fluss ein schön gestaltetes, ehemaliges Gartenschaugelände. Vom Berg grüßt die
Burgruine Hohennagold.
Inzwischen war auch die Sonne wieder zum Vorschein gekommen und so ging
es weiter. Unterwegs fuhr ich an der Nonnenwald-Brücke vorbei
Bei diesem kleinen Brückchen, erbaut 1891, handelt es ich um eine der ersten Stahlbeton bzw. evang. Stadtkirche Pforzheim
Monier-Brücken in
Württemberg. Charles Monier (*1823 in Frankreich), war eigentlich Gärtner und kam auf die
Idee, seine Zementblumentöpfe mit Eiseneinlagen zu verstärken. Das ließ er sich
glücklicherweise patentieren und seitdem gibt es Moniereisen oder Monierbeton.
Innenstadt Nagold
Kurz darauf passierte ich
ein kleines, altes Elektrizitätswerk mit einer ganzen Kolonie
Gartenzwerge.
Es zeigte sich wieder mal, dass man auf einer Radtour bedeutend mehr sieht, als
wenn man mit dem Auto durch die Gegend fährt.
Im schönsten Sonnenschein
erreichte ich am Abend dann Altensteig (504). Hier freute ich mich wieder
mal so richtig über das Motörchen unter meinem Hinterteil. Die echt tolle,
mittelalterliche Altstadt samt Burg liegt nämlich hoch oben über dem Tal am
Berg. Glücklicherweise war auch mein Hotel, das Engel, oben in der
Altstadt und so konnte ich mir nach dem üblichen Frischmachen in Ruhe Burg und
Altstadt ansehen und genoss in meinem Hotel (Italiener) ausgezeichnete,
hausgemachte Ravioli mit Steinpilzen.
Der Übernachtungspreis mit Frühstück war mit € 45,00 auch i.O. Die Wirtin ist
übrigens eine Show: Feuerrote Haare, Latzhose im Pipi-Langstrumpf-Look!
Altes E-Werk
Altensteig Schloss
2. Tag:
Altensteig - Vaihingen (Enz) 106 km
Am nächsten Morgen war
wettermäßig erst mal Schluss mit lustig. Es hatte nachts schon heftig geregnet,
die Temperatur war runtergegangen und auch während des Frühstücks regnete es
munter weiter.
Als ich dann startete, war es nur noch ein leichtes Nieseln, aber Regensachen
waren erforderlich. So blieb ich dann auf der praktisch leeren Bundesstraße und
vermied den parallel im Wald verlaufenden und vermutlich recht verschlammten
Waldradweg. An der Nagoldtalsperre hörte die Regnerei dann aber auf.
Die
Talsperre wurde zwischen 1965 und 1970 erbaut, nachdem ein Hochwasser in den
50ern die Unterstadt Altensteigs im Tal komplett unter Wasser gesetzt hatte. (1990 gab es
trotz Talsperre erneut Hochwasser!).
Nachdem der Anstieg im Tal bis dahin recht gemächlich war, ging es nun doch
etwas steiler nach oben, bis ich dann kurz hinter Urnagold im Wald die
Nagoldquelle (814) erreichte.
Das obligatorische Zielfoto durfte natürlich nicht fehlen.
Nun ging es hinüber und
hinunter ins Enztal. Der Radweg ist auch hier vom Feinsten und
asphaltiert. Leider fehlt am Weg ein Hinweis auf die Enzquelle, oder ich habe
diesen übersehen. Auf diese Weise fuhr ich bei Enzklösterle (590) mit
Schwung an
der
Quelle vorbei und weiter bergab bis Bad Wildbad (425). Die Stadt
ist eine seltsame Mischung aus Kurbadcharme der Gründerzeit und Stahlbetonsünden
der Neuzeit. Vielleicht lag es ja auch nur am immer noch grauen und trüben
Wetter. Gefallen hat´s
mir jedenfalls
nicht. Dafür fand sich an der Talstation der Seilbahn
ein ausgezeichneter
Kroate fürs Mittagessen.
Nagoldquelle
Dabei fiel mir auf, dass die Jugoslawen (so hieß das früher) etwa im
Gegensatz zu den Italienern oder Griechen (gemeint sind immer die Lokale :-)
) bei
uns ziemlich rar geworden sind.
Ab Bad Wildbad ist die Radstrecke dann landschaftlich nicht mehr so
reizvoll. Es reiht sich doch in ziemlich dichter Folge ein nicht besonders
erwähnenswertes Örtchen an das andere. Netterweise führt das letzte Stück
zwischen Neuenbürg und Pforzheim dann noch einmal sehr schön im Wald die Enz
entlang.
Bad Wildbad
In Pforzheim angekommen gönnte ich mir erst mal einen Cappucino und überlegte,
was zu tun war. Geplant war die Tour ja bis zur Einmündung der Enz in den Neckar
bei Besigheim. Der Himmel über mir war aber immer noch grau, auch wenn es etwas
aufhellte. Also: Weiterfahren oder Bahnhof?
Ein Blick in Wettercom zeigte mir, dass der nächste Tag sehr sommerlich werden
sollte, also fuhr ich weiter flussabwärts. Das Enztal ist hier nun ziemlich weit
und wie schon gesagt nicht so reizvoll, aber man ist, wie immer beim Radfahren,
an der frischen Luft und bewegt sich und darauf kommt es letztlich an!
In Mühlacker (240) hatte ich eigentlich vorgehabt, zu übernachten. Das
einzig auffindbare Hotel im Stadtzentrum war aber geschlossen und so entschloss
ich mich, bis Vaihingen (217) in die Abendsonne hineinzuradeln.
Dort gestaltete sich die Hotelsuche
etwas schwierig.
Entweder es war
ausgebucht, Pfingsten
eben, oder das
Hotel war keines mehr. Schließlich landete ich in den Ratsstuben direkt
am Marktplatz
und das für überraschend günstige € 39,00 mit Frühstück!
Nach dem Abendessen bummelte ich noch ein wenig über den
dortigen Rummel,
die Vaihinger haben nämlich wie die Göppinger auch einen Maientag. Und der hat
es in sich:
Am Pfingstsonntag, morgens um 6:00 Uhr marschiert die Musikkapelle mit
lautem Rumtata durch die Stadt und schmeißt alle aus den Betten! Ich dachte
erst, meine Uhr geht falsch, aber es war tatsächlich 6:00 Uhr morgens!
Vaihingen selbst
ist wieder recht sehenswert. Ein Schloss oben am Berg, Stadtmauer, Stadttürme
und viel alte, gut renovierte
Bausubstanz.
Vaihingen Schloss Kaltenstein
Vaihingen Stadtturm
3.
Tag:Vaihingen - Marbach 51 km
Als nächsten,
erwähnenswerten Ort erreicht man Bietigheim (121).
Sehr beeindruckend ist dort das Eisenbahnviadukt über
das Enztal und auch der Ort selbst ist schön anzusehen. Das Enzufer hat man als
Park gestaltet, mit
Wasserspielen
(anklicken!)
etc., also alles recht sehenswert.
Eisenbahnviadukt Bietigheim
Stadttor Bietigheim
Nach einem Abstecher durch die Innenstadt ging es weiter nach Besigheim
(202), dessen Altstadt auf einer Anhöhe zwischen Enz und Neckar liegt und
ebenfalls sehr sehenswert ist. Zunächst radelte ich zur Enzmündung, die, da am Ufer
reichlich Buschwerk vorhanden, kaum zu sehen ist. Dafür befindet sich direkt
daneben der sogenannte "Felsengarten", ein Steilhang-Weinbaugebiet, Kennern württem-bergischer Tröpfchen ein Begriff :-) !
Anschließend ging es hoch in die schöne Altstadt. Ein Abstecher zur dortigen
Burg und dann, es war Mittag, hinein in ein nettes Lokal in
der Innenstadt bzw. den dortigen "Straßengarten". Obwohl Alkohol zum Mittagessen
bei mir immer eine extrem beruhigende Wirkung hat, konnte ich es mitten in einer
Weingegend dann doch nicht lassen, ein lokales Viertele zum Essen zu genießen.
Felsengarten
Enzmündung
Rathaus Besigheim
Entsprechend gemütlich begab ich mich auf den letzten Teil meiner Tour, den
Neckar entlang zwischen Weinbergen bis zur Schillerstadt Marbach (224).
Es war schon den ganzen Tag sommerlich angenehm und eigentlich hatte ich noch
eine Badepause mit einem Mittagschläfchen (das Viertele!) einlegen wollen.
Ich passierte unterwegs auch ein Freibad und machte den Fehler, dort nicht zu
halten. In Marbach angekommen teilte man mir nämlich mit, dass es dort schon
seit vielen Jahren oder Jahrzehnten kein Freibad mehr gebe, welches einst am
Neckar lag. Nun ja, Pech gehabt. Also gab es oben in der sehenswerten Altstadt
noch ein Stück Torte und dann ging es ab zum S-Bahnhof und über Stuttgart mit
dem Zug zurück nach Göppingen.
So liebe
Radlerfreunde, das war mein Bericht über meine kleine Pfingsttour.
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etwas zu dieser Seite schreiben will, kann gerne eine
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